VA mit FelS zu militanten Untersuchungen

Kurzer Nachtrag: Im Rahmen des Stadtnetzwerks haben wir uns vor knapp zwei Wochen an einer Veranstaltung mit einem Referenten der Gruppe Fels beteiligt. Im wesentlichen ging es darum, sich über die Erfahrungen mit der Praxis der militanten Untersuchung auszutauschen. Die Gruppe FelS arbeitet seit geraumer Zeit zum Jobcenter Neukölln (http://fels.nadir.org/de/tag/zusammen-gegen-das-jobcenter), wir im Rahmen des Stadtnetzwerks zur Entwicklung im Gallus. Etwa dreißig Personen haben an der Veranstaltung teilgenommen und das Feedback war ziemlich positiv. Den Ankündigungstext reichen wir hier nach:

„Militante Unterschung“ am Jobcenter Neukölln –
Eingreifende Befragung im Stadtteil – Erfahrungsberichte aus Berlin – und dem Gallus

mit einem Aktivisten der Berliner Gruppe FelS (Für eine linke Strömung/IL)

Seit Dezember 2012 hat eine Arbeitsgruppe aus dem Netzwerk „Wem gehört die Stadt?“ begonnen, Befragungen zur Wohnsituation im Gallus durchzuführen. Der Hintergrund für diese Befragungsaktionen ist offensichtlich: Die Mieten in Frankfurt steigen seit Jahren. Eine kleine 3-Zimmer-Wohnung ist kaum noch für weniger als 1.000.- € Kaltmiete zu bekommen. Das gilt nicht nur fürs Westend oder für Sachsenhausen – auch der (ehem.) Arbeiterstadtteil Gallus mit hohem migrantischen Bevölkerungsanteil wird zum zunehmend unbezahlbaren Ort. Gentrifizierung ist das Schlagwort, Verdrängung der ansässigen Bevölkerung, Privatisierung von Mietwohnungen, Immobilieninvestoren locken mit „hochpreisigen“ Angeboten gut betuchte „Neubürger“ ins schick gewordene Gallus. Die erste Befragungsrunde, die im Gallus durchgeführt wurde, hat dies mehr als eindeutig bestätigt.

Die Praxis „eingreifender“ (oder „militanter“) Befragungen hat eine längere Geschichte. Aufbauend auf einem von Karl Marx entwickelten „Fragebogen für Arbeiter“ haben in der 1960er Jahren linke AktivistInnen in ltalien versucht, in den Stadtteilen und Fabriken Norditaliens Umfragen zu den Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen zu starten. Ziel dieser Befragungen war nicht eine sozialwissenschaftliche Erhebung sondern der Versuch, durch Befragungen Selbstorganisierungsprozesse der Betroffenen zu initiieren. Die Gruppe FelS hat vor dem Jobcenter in Berlin-Neukölln 2010 eine ähnlich motivierte Befragung begonnen. Ein Aktivist dieser Gruppe wird uns über Konzeption dieser neuartigen „militanten Untersuchung“ berichten: Warum Befragungen am Jobcenter? Was waren die Ausgangsfragen? Wie hat sich im Laufe der Praxis das Herangehen geändert? Waren die Untersuchungen „erfolgreich“ und woran messt ihr das? Wenn nein, wo lagen die Probleme? In welcher Richtung ist der Ansatz verändert worden?

Unser Befragungsprojekt im Gallus steckt noch ganz im den „Kinderschuhen“. Wir hoffen, dass wir einiges aus den Berichten aus Neukölln für die Arbeit im Stadtteil mitnehmen können.

Bericht und Diskssion am Mittwoch, den 20.3., 19:30h in der Kriegkstr. 12 (Gallus, Nähe Galluswarte)

AG Gallus im Netzwerk „Wem gehört die Stadt?“