Solidarität mit den Arbeiter_innen von Maredo! Gemeinsam gegen den neoliberalen Kapitalismus!

Wir haben uns an der Kundgebung des Maredo-Solikomitees (http://maredosolidaritaet.blogsport.de/) am letzten Samstag mit einem Redebeitrag beteiligt, den wir im Folgenden dokumentieren:

Solidarität mit den Arbeiter_innen von Maredo! Gemeinsam gegen den neoliberalen Kapitalismus!

 

Was Ende November in der Maredo-Filiale in der Frankfurter Fressgass‘ passiert ist, hat uns und viele andere Menschen sehr erschrocken. Eine Geschäftsführung, die im Stile eines Überfallkommandos die Angestellten im Restaurant einsperren lässt, um sie dann mit massivem Druck zu einer angeblich „freiwilligen“ Kündigung zu nötigen – das ist schon ein besonders starkes Stück.

Die offensichtlich illegale Überwachung der Mitarbeiter_innen mit Hilfe von Kameras und Spitzeln wäre allein schon ein Skandal. Doch zusammen mit dem Mobbing gegen eine engagierte Betriebsrätin in Osnabrück ergibt sich das Bild eines Unternehmens, welches seine Mitarbeiter_innen nicht nur zu Niedriglöhnen ausbeutet. Nein, Maredo hat offenbar kein Problem damit gewerkschaftliche Organisierung und vor allem die Solidarität innerhalb der Belegschaft mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln, auch illegalen, zu bekämpfen.

Doch leider scheint Maredo kein Einzelfall zu sein. Aus dem gesamten Niedriglohnsektor hören wir ähnliche Berichte. Leute die aus Osteuropa kommen um auf Baustellen zu arbeiten, die dann viele Monate gar keinen Lohn gezahlt bekommen. Menschen die in Putzkolonnen arbeiten und von denen wie selbstverständlich jeden Tag unbezahlte Überstunden verlangt werden. Die Reihe der Beispiele ist leider endlos.

Am stärksten betroffen sind meist diejenigen, welche einen unsicheren Aufenthaltsstatus haben, schlecht deutsch sprechen und/oder nur wenig formale, in der BRD anerkannte Qualifikation nachweisen können. Ökonomische Ausbeutung und rassistische Diskriminierung gehen so oft Hand in Hand.

Noch vor wenigen Jahrzehnten war es in der BRD üblich, dass Beschäftigte unbefristete Arbeitsverträge hatten und gewerkschaftlich organisiert waren. Doch mit dem Ende des Fordismus war mit der Verbreitung prekärer Beschäftigung, die offensive Bekämpfung der Gewerkschaften, der Ausweitung des Niedriglohnsektors und dem Abbau des Sozialstaats verbunden. Insgesamt wird die ganze Gesellschaft in den letzten Jahren immer stärker an ökonomischen Erfordernissen ausgerichtet.

Dies zeigt sich im Niedriglohnsektor am deutlichsten und offensten. Doch auch alle anderen Bereiche der Gesellschaft bleiben von dieser Entwicklung nicht verschont. In unserer Gruppe sind Menschen in sehr unterschiedlichen Lebenssituationen organisiert. Einige gehen noch zur Schule, viele studieren, manche gehen einer Lohnarbeit nach und ein paar sind arbeitslos. Doch trotzdem spüren wir alle die Auswirkungen der selben gesellschaftlichen Entwicklung, der Ausrichtung aller Lebensbereiche an den Erfordernissen der Wirtschaft.

In der Schule wird der Stress immer größer, weil wir immer schneller bereit für Studium und Ausbildung sein sollen. An den Unis wird der Druck immer größer, möglichst schnell für den Arbeitsmarkt zur Verfügung zu stehen. Kritisches Denken wird durch stupides Auswendig-lernen ersetzt. Auf dem Arbeitsmarkt wird in aller Regel erwartet immer mehr Leistung in immer weniger Zeit zu erbringen. Noch dazu sinken die Löhne seit Jahren und ein unbefristeter Vertrag ist eine Ausnahme geworden. Wem es nicht gelingt eine Stelle zu ergattern, der oder die lebt mit Hartz4 nicht nur am Existenzminimum. Die Leute in dieser Situation werden oft massiv unter Druck ausgesetzt, möglichst schnell irgendeine Stelle anzunehmen, sei die Arbeit auch noch so mies.

Alle diese Erscheinungen sind in unseren Augen Ausdruck der selben Entwicklung, sie sind Teil eines Gesellschaftsmodells, das in den letzten Jahren unter dem Namen „Neoliberalismus“ traurige Berühmtheit erlangt hat.

Weil der zunehmende Druck, der sich an allen Orten der Gesellschaft spüren lässt, eine gemeinsame Ursache hat, sollten wir ihn auch gemeinsam bekämpfen. Das kann verschiedenes bedeuten. Es könnte um eine Unterstützung der Angestellten von Maredo durch Student_innen gehen. Oder umgekehrt um eine Unterstützung von Protesten von Studierenden durch Arbeiter_innen. Wir finden es in jedem Fall wichtig, dass nicht jede Gruppe für sich alleine kämpft, sondern möglichst alle sich gegenseitig unterstützen.

Wollen wir unsere Probleme gemeinsam lösen, werden wir das Neoliberale Gesellschaftsmodell gemeinsam durch ein anderes ersetzen müssen. Langfristig werden wir dazu das Wirtschafts- und Gesellschaftssystem grundlegend ändern müssen. Nicht die Produktion von Mehrwert, sondern die Befriedigung der Bedürfnisse aller Menschen müssen der Zweck der Produktion werden. Ein erster Schritt dahin wäre die Selbstverwaltung der Betriebe und aller anderen Einrichtungen durch die Menschen, die dort tätig sind. Dann wäre eine solche Geschichte wie bei Maredo jedenfalls unmöglich.

Für den Moment fordern wir:

  • die sofortige und bedingungslose Wiedereinstellung aller entlassenen Beschäftigten von Maredo!

  • die Rücknahme sämtlicher Strafanzeigen gegen die Beschäftigten!

  • die fristlose Kündigung der Geschäftsführung!

  • die Überführung von Maredo in kollektives, basisdemokratisch verwaltetes Eigentum der Beschäftigten!