Strategien antifaschistischer Interventionen, oder: Antifa zwischen Angriff und Ausschlafen

Veranstaltung von uns im Rahmen der Mobilisierung zum 1.Mai mit einem Referenten von Avanti – Projekt undogmatische Linke/IL

Montag, 08.April, 19 Uhr im Faites votre Jeu!, Klapperfeldstraße 5, 60313 Frankfurt.

„Antifa heißt Angriff!“ war eine der Parolen, mit der sich zu Beginn der
1990er Jahre viele autonome Zusammenhänge dem Kampf gegen Nazis
widmeten. Das war dringend nötig, denn …
                                                            … im nationalen Größenwahn nach der
Einverleibung der DDR gingen der Rassismus des Staates und der
Mehrheitsbevölkerung mit einer schnell wachsenden und selbstbewußten
Naziszene Hand in Hand. Für viele, gerade migrantische und subkulturelle
Menschen war antifaschistischer Selbstschutz damit unumgänglich
geworden. Zugleich war die sich entwickelnde Antifa-Bewegung aber auch
ein Versuch, die im Zusammenbruch befindlichen autonomen Zusammenhänge
aufzufangen, an einem Thema zu einen und junge Leute wieder für
undogmatische, radikal linke Politik zu begeistern. Seinen
organisatorischen Ausdruck fand dies in der 1994 gegründeten
Antifaschistische Aktion/Bundesweite Organisierung (AA/BO), den
bedeutendsten Organsierungsansatz der Antifa Szene in den 1990er Jahren.
Die Krise der Antifa-Bewegung zeigte sich ab 2000 in Folge des
?Aufstands der Anständigen?, als die rot-grüne Regierung begann eine offensive
Tabuisierung rechter Gewalt voranzutreiben. Damit geriet die Idee,
Antifa sei „der Kampf ums Ganze“ oder wenigstens ein Anfang dazu, in
eine fundamentale Krise. Folgerichtig löste sich die AA/BO dann im Jahr
2001 auch auf. Die einsetzende Abwendung vom Kampf gegen Nazis trieb das
BgR Leipzig im selben Jahr mit der Parole „Ausschlafen gegen rechts!“
anlässlich eines Naziaufmarsches auf die Spitze. Die Antifa-Bewegung
wurde dadurch nicht stärker, ganz im Gegenteil: in Dresden, Wunsiedel
und Halbe entstanden jährlich wiederkehrende Großevents der Naziszene zu
denen regelmäßig mehrere Tausend Nazis aus ganz Europa anreisten.
Während Wunsiedel und Halbe nicht zu Letzt juristisch verhindert wurden,
gelang dies in Dresden im Jahr 2010 zu ersten mal durch Massenblockaden,
die in einem breiten Bündnis organisiert wurden. Das Konzept
Massenblockaden in breiten Bündnissen ist zwar nicht neu, hat aber
seither offensichtlich großen Aufschwung bekommen. Gemeinsam wollen wir
die Herausbildung eines solchen Ansatzes nachvollziehen.
Welche Rolle kann oder muss der Kampf gegen Nazis für eine radikale
Linke spielen? In welche Probleme und Widersprüche bringt uns die
Zusammenarbeit in breiten Bündnissen und wie können wir mit diesen
umgehen? Wie weit lässt sich das „Dresden-Konzept“ auf andere Städte
übertragen und an welchem Punkt nicht mehr? Laufen wir nicht Gefahr den
„rechten Konsens“ der Mehrheitsbevölkerung zu stärken, wenn wir uns an
breiten Bündnissen gegen Naziaufmärsche beteiligen? Diese und viele
weitere Fragen wollen wir gemeinsam mit euch und einem Referenten von
Avanti-Projekt undogmatische Linke/IL diskutieren.